Als Frau Treuherz, die Klavierlehrerin, vor dem Laden des Geflügelhändlers den weißen Enterich erblickt, muss sie nicht überlegen: dieser Vogel heißt Ellington. Und weil er sie so anschaut und sie seinen Namen kennt, kauft sie Ellington und trägt ihn heim.
Sie kommen gut miteinander aus, die Klavierlehrerin blüht auf und ihre Schüler finden den Erpel bemerkenswert. Doch der sehnt sich bald nach frischem Wind in den Federn, und so legt sie ihn an die Leine und macht mit ihm Ausflüge zum Teich, wo er mit den anderen Enten schwimmt. Weil es immer schwieriger wird, Ellington abends aus dem Wasser zu ziehen, stellt Frau Treuherz die Ausflüge ein. Er ist ein Häufchen Unglück, sie ist ratlos. Doch dann geschieht etwas im Leben der Klavierlehrerin, das sie und Ellington auf einen Schlag befreit.
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Es geht darum los zu lassen. Es geht um Freiheit und Glück. Man kann einander gut tun oder eben auch nicht. Man kann Freiheit schenken oder gefangen nehmen. […] Da wird diese meterlange, knallrote Hundeleine auf einmal zum Symbol für Freiheit in Grenzen, für Abhängigkeit, für Zuneigung und Gefangenschaft.
– „Wenn die Ente an der Leine läuft“, ERF Pop
Die Verbindung, die so zarte Zeichen stiften, ist geistig-seelisch, kaum körperlich, hat aber, da Geist und Seele bei musischen Menschen wie Frau Treuherz und intelligenten Tieren wie Ellington in hohem Maße versinnlicht sind, auch ihre fass-, mess- und spürbare Seite: „Abends wollte Ellington in Frau Treuherz’ Bett schlafen.“
– „Deinen Daunen möcht ich immer nahe sein“ von Dietmar Dath, F.A.Z.
Die Geschichte darüber, dass man aus Liebe oder Bewunderung niemandem die Freiheit rauben darf, ist ein Klassiker. Dass es diesmal um eine treuherzige Klavierlehrerin und einen Erpel geht, lässt Erwachsene zwar schmunzeln, aber die Botschaft, von Marlies Bardeli poetisch vermittelt, kommt trotzdem an. Der von mir bewunderten belgischen Illustratorin Ingrid Godon gelingt es mit wenigen gut gesetzten Strichen und sanften Farben, Gefühle, Stimmungen und Charaktere der Menschen und Tiere hinreißend und komisch zu Papier zu bringen. Selten hat jemand eine Ente so überzeugend zum Leben erweckt und tanzen lassen wie Ingrid Godon den Ellington. Ein herausragend schönes Bilderbuch, an dem Kinder ab vier Jahren ihren Spaß haben werden. Selbst jüngere werden dem Treiben des musikalischen Enterichs vergnügt folgen.
– „Das Kinderbuch der Woche: ‚Ellington‘“ von Gabriela Wenke, wamiki